Google Analytics 4: Was ist neu? – 10 Fragen an Bob Brandt
Universal Analytics ist tot, lang lebe Google Analytics 4! Google hat bekannt gegeben, dass ab dem ersten Juli 2023 nur noch GA4 unterstützt wird. Spätestens jetzt müssen sich viele Seitenbetreibende also einige Fragen stellen: Was bringt das Update mit sich? Wann ist Zeit für die Umstellung? Und was muss dabei beachtet werden? Wir haben dazu unseren SEO-Spezialisten Bob befragt.
Hallo, Bob! Starten wir allgemein, damit alle Lesenden den gleichen Wissensstand haben: Was ist eigentlich Google Analytics?
Ganz einfach gesprochen: Google Analytics ist eines von zahlreichen Analyse Tools, mit denen Verhaltensweisen von Besuchenden der eigenen Website nachvollzogen werden können. Das bezeichnet man im Fachjargon als Tracking. Besonders Conversions oder Aktionen, die Conversions sehr nahe sind, lassen sich so analysieren. Also Downloads, das Hinzufügen von Artikeln zum Warenkorb, Einkäufe etc. Schlussendlich dient Google Analytics als Basis für datengetriebene Entscheidungen.
Für diejenigen, die mit Datenanalyse die Performance ihrer Website optimieren wollen, stellt GA also ein nützliches Tool dar?
Genau, ohne ein Analyse-Tool wie Google Analytics könnte man im Online Marketing nur Vermutungen aufstellen – und das ist keine ausreichende Grundlage, um Entscheidungen zu treffen! Um die eigene Website optimieren zu können, muss man genau wissen, was daran funktioniert und was nicht. Und das ist erst durch das Tracking von Nutzungsdaten möglich.
Google Analytics 4 ist bereits seit 2020 verfügbar. Am 1. Juli 2023 soll die Vorgängerversion nun endgültig eingestellt werden. Was bedeutet das für Seitenbetreibende, die seit Jahren Universal Analytics verwenden? Was müssen sie bei der Umstellung auf GA4 beachten?
Das Wichtigste zuerst: Wer jetzt noch kein GA4 nutzt, sollte das so schnell wie möglich tun. Denn die in UA gesammelten Daten können aktuell nicht in GA4 übertragen werden. Wer solange wartet, bis UA endgültig eingestellt wird, steht nächstes Jahr ohne Datengrundlage da und fängt quasi bei Null an, da die Datenbasis eine ganz andere ist. Die beste Taktik ist daher: GA4 schon jetzt installieren und UA weiterhin parallel verwenden. Dadurch hat man einerseits genug Zeit, Analysedaten mit GA4 zu sammeln, sodass die Abschaltung von UA kein Problem darstellt. Andererseits kann man sich auch ganz in Ruhe mit GA4 vertraut machen – neue Oberflächen, Metriken und Berichte benötigen schließlich Einarbeitungszeit.
Für die Umstellung selbst rate ich zudem, einen Prozessplan anzulegen. Der Wechsel zu GA4 ist eben kein kurzes Upgrade, sondern ein längerer Prozess. Hier sollten Verantwortungen innerhalb des Teams, Ziele und Deadlines klar definiert sein. Wichtig ist auch, zu hinterfragen, was die Anforderungen und Ziele einzelner Trackings betrifft. Was will man aus den Daten lesen, wie belastbar sind die Daten wirklich und welche Werte liegen einzelnen Conversions zu Grunde? Die Umstellung ist der perfekte Zeitpunkt, um neue Ansätze auszuprobieren und eingerostete Verfahren zu überholen.
Im Zusammenhang mit GA4 hört man immer wieder von sogenannten Ereignissen bzw. Events. Könntest du da näher drauf eingehen? Was ist ein Event in Google Analytics 4?
Die konkrete Interaktion eines Nutzenden wird in GA4 als Event bezeichnet. Darunter fallen z. B. das Klicken eines CTAs oder das Abschicken eines Kontaktformulars. GA4 erfasst Nutzungsverhalten ausschließlich in Form solcher Events, während bei UA auch Metriken wie Seitenaufrufe, Timings und Interaktionen gemessen wurden. Nicht falsch verstehen: Der Funktionsumfang von GA4 ist nicht geringer – die Metriken sind hier einfach anders verpackt. Die unterschiedlichen Trackings – Aktionen, Kategorien, Label – aus UA müssen also quasi in GA4-Events übersetzt werden. Diese dürfen bis zu 25 Parameter enthalten, müssen es aber nicht. Dadurch können die Daten angereichert werden. Per default misst GA4 übrigens nur wenige Events, z. B. Seitenaufrufe, Downloads und Outbound-Links – wer möchte, kann aber bis zu 500 Ereignisse pro Daten-Stream tracken.
Gibt es neben Events noch andere Unterschiede zwischen Google Analytics 4 und Universal Analytics?
Die unterschiedliche Datengrundlage ist der größte Unterschied. Eine andere interessante Neuerung ist aber zum Beispiel das Debugging. Mit der neuen Ansicht können mit dem GA Debugger Plugin oder dem Tag Manager Preview Modus Events übersichtlich getestet werden und vor allem wird direkt sichtbar, ob sie wie gewünscht in Analytics einlaufen. Welche Metriken miteinander verglichen werden können und welche nicht und wo die Bounce Rate (die ohnehin oft falsch interpretiert wurde) geblieben ist, erfahrt man auch direkt bei Google.
Über welches neue Feature freust du dich besonders?
Ich freue mich am meisten auf detaillierte Berichte und vor allem auf die Prognosewerte. Neben Kauf- und Abwanderungswahrscheinlichkeiten sowie Umsatzvorhersagen kommen mit dem neuen Modell in Zukunft sicher noch einige spannende Neuerungen auf uns zu. Und generell freue ich mich darauf zu sehen, wie Google mit Hilfe des Algorithmus und von Machine Learning seine User:innen unterstützen wird.
Ein Beispiel sind Auswertungen durch gezielte Fragen. Man kann innerhalb des Analytics-Radars Fragen stellen wie: “Wie viele Nutzer hatte ich letzte Woche?” Und Analytics antwortet darauf. Dabei lernt der Algorithmus mit jeder Frage und findet immer bessere und präzisere Antworten. Außerdem sind die neuen Lifetime Reportings spannend, die bei fehlenden Daten durch Machine Learning vervollständigt werden. Das hilft vor allem bei immer weiter wachsenden Einschränkungen durch Consent und die DSGVO.
Gibt es auch eine Änderung, die dir nicht so gut gefällt?
Gefühlt richtet sich GA4 vor allem an erfahrene Nutzer:innen und die UI ist – wie schon bei Universal Analytics – nicht gerade intuitiv. Man braucht einige Zeit, um sich an die neue Oberfläche zu gewöhnen. Und die fehlende Migration von UA zu GA4 ist aufgrund der unterschiedlichen Datenerfassung auf jeden Fall ein Kritikpunkt.
Was ist denn deine generelle Einschätzung? Bist du bisher zufrieden mit dem Update?
Das Update war aus meiner Sicht notwendig. Steigende Einschränkungen durch Cookieblocker, fehlenden Consent oder die DSGVO erschweren die Datenerfassung. Google geht mit eventbasiertem Tracking, Modellings durch Machine Learning und dem Nicht-erfassen der IP-Adressen den richtigen Schritt. Insgesamt bietet die neue Oberfläche viel mehr Möglichkeiten, auch in der Aufbereitung der Daten.
Im Februar 2022 wurde Google Analytics nach europäischen Richtlinien in Sachen Datenschutz als unzureichend erklärt. Wird dies deiner Meinung nach die Features des Tools auf Dauer beeinflussen? Oder wurde der Funktionsumfang von GA4 dadurch sogar bereits eingeschränkt?
Stichwort DSGVO: Ob es sicher bleibt, werden wir sehen. Prinzipiell bleibt natürlich das Einverständnis der Besuchenden Pflicht. GA4 bietet einige nützliche Features, um hierbei auf der sicheren Seite zu sein. Zum einen werden IP-Adressen standardmäßig nicht erfasst und gespeichert. Zum anderen können Cookies 2 oder 14 Monate gespeichert werden. Detaillierte Standort- und Gerätedaten werden standardmäßig erhoben, können aber deaktiviert werden. Das sind Daten wie: Bildschirmauflösung, Gerätename, Gerätemodell, Breitengrad, Längengrad oder die Stadt, aus der zugegriffen wird. Außerdem können Google Signale für einzelne Regionen deaktiviert werden. GA4 lässt sich also relativ flexibel an die geltenden Datenschutzbestimmungen anpassen. Insgesamt sollte der datenschutzkonforme Einsatz aber stets mit einem Datenschutzbeauftragten geprüft werden.
Das war jetzt ganz schön viel Input. Da es in dieser Branche so wichtig ist, keine News zu verpassen, würde mich als letztes noch interessieren, woher du deinen Input nimmst. Welche Plattformen nutzt du, um up-to-date zu bleiben?
Als erste Anlaufstelle hilft natürlich Google selbst. Hier erfährst du alle Updates, bekommst Hilfe bei der Implementierung und zahlreiche Infos. Ansonsten gibt es zahlreiche Blogs, Newsletter oder auch Podcasts, die sich auf Tracking und Google Analytics spezialisiert haben. Dazu machen wir sicher bald auch mal einen eigenen Blogbeitrag.
Vielen Dank für das Interview, Bob!
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